Irrmeinungen zum Thema Schlaf – Dr. Rebecca Robbins

Wissenschaftliche Fakten zu weit verbreiteten Meinungen, die gesunden Schlafgewohnheiten möglicherweise im Weg stehen.

Taryn Toomey auf einem Bett von Savoir

Der normale Alltagsablauf wurde im zurückliegenden Jahr dramatisch auf den Kopf gestellt. Vor diesem Hintergrund sind gesunde Schlafgewohnheiten wichtiger denn je. Nach dem letzten Jahreszeitenwechsel bleibt es endlich länger hell und die Temperaturen steigen. Diese Veränderungen können jedoch auch Schlafmuster und die Abläufe durcheinander bringen, die man vor dem Zubettgehen gewohnt ist.

Wir haben mit unserer Schlafberaterin Dr. Rebecca Robbins über die Fehlannahmen gesprochen, die dieses Frühjahr gesunden Schlafgewohnheiten im Weg stehen können.  Ganzjährig erholsam zu schlafen ist für unser Wohlbefinden von enormer Bedeutung. Dr. Robbins erklärt die maßgeblichen schlafwissenschaftlichen Grundlagen hinter Temperatur, Bewegung, Gehirnaktivität und Träumen.

Dr. Rebecca Robbins – Schlafberaterin von Savoir

Dr. Rebecca Robbins, Schlafberaterin von Savoir

Schlafmythos 1: In einem warmen Schlafzimmer schläft man besser als in kühler Umgebung.

Tatsächlich sind niedrigere Temperaturen förderlicher für guten Schlaf. In einem beheizten Raum wird der Schlaf unruhiger. Ist das Schlafzimmer bzw. die Schlafumgebung wärmer als 23,8 °C, kann das der Grund für nächtliches Aufwachen sein.  Die Schlafqualität hängt erheblich davon ab, wie gut der Körper Temperaturen ausgleicht. Während der REM-Schlafphase (Rapid Eye Movement) schalten sich die temperaturregulierenden Gehirnzellen ab. Danach wird die Körpertemperatur von den Umgebungsbedingungen bestimmt. Ein zu warmes bzw. stickiges Schlafzimmer oder eine Schlafunterlage, die nicht atmungsaktiv ist und Feuchtigkeit nicht gut ableitet, resultiert in Schweißbildung und Hitzestau. Als Folge steigt die Körpertemperatur und der Schlaf ist gestört.

Gute Luftqualität und eine atmungsaktive Schlafunterlage aus Naturmaterialien beugen Hitzestau vor.  Naturfasern leiten Feuchtigkeit besonders effektiv ab. Sie sind atmungsaktiv und lassen die Luft zirkulieren. Das sorgt in wärmeren Nächten für angenehmere Temperaturen.

Savoir Nº2

Savoir Nº2 Betten – handgefertigt aus Naturmaterialien.

Schlafmythos 2: Je älter man wird, desto länger schläft man.

Der Schlafbedarf schwankt je nach Alter. Babys und Kinder brauchen im Prinzip so viel Schlaf, wie sie nur kriegen können. Auch Teenager sollten so viel wie nur möglich schlafen. Wegen verschiedener Umstände kommt es jedoch oftmals nicht dazu, dass junge Menschen ausreichend und gut schlafen. Zunehmende schulische Anforderungen, ein früher Unterrichtsbeginn und sozialer Druck verhindern, dass Teenager auf die empfohlenen acht bis zehn Stunden Schlaf kommen.

Die allermeisten Erwachsenen brauchen sieben bis neun Stunden Schlaf, um gesund, aufmerksam und produktiv zu sein, sich gut zu fühlen und ein hohes Alter zu erreichen. Es gibt aber auch individuelle Unterschiede. Einigen Erwachsenen reichen ca. sieben Stunden vollkommen, während andere regelmäßig ihre neun Stunden brauchen. Es ist belegt, dass es älteren Erwachsenen (65 Jahre aufwärts) leider schwerfällt, ausreichend Schlaf zu finden. Bei ihnen lässt der Schlafdrang nach. Oft liegen auch chronische Beschwerden zu Grunde, die in dieser Altersgruppe häufiger vorkommen als bei jüngeren Erwachsenen.

Schlafmythos 3: Wer „jederzeit und überall“ schlafen kann, hat ein gesundes Schlafsystem.

Wer sich hinsetzt und in kürzester Zeit eine riesige Portion Essen verdrückt, hatte offenbar großen Hunger.  Genauso ist es beim Schlafen: Sich hinzulegen und sofort einzudösen, ist in der Regel ein Indiz für Schlafmangel. Das Einschlafen ist ein Prozess, der Zeit beansprucht. Eine gut ausgeruhte Person benötigt durchschnittlich 15 Minuten, um einzuschlafen. Sofortiges Einschlafen weist deshalb darauf hin, dass zuvor nicht ausreichend gut geschlafen wurde.

Guter, erholsamer Schlaf ist vor allem Gewohnheitssache. Der zirkadiane Rhythmus regelt die innere Uhr und das Schlafsystem. Dank ihm erkennen wir, wann wir müde und wann wir wach sein sollten. Allerdings kann er nicht auf plötzliche Änderungen reagieren. Wann wir zu Bett gehen und aufwachen, wann wir essen, arbeiten, Sport treiben und Tageslicht aufnehmen, all das informiert den zirkadianen Rhythmus darüber, wann die Wachphase beginnt und wann die Schlafphase eingeleitet werden soll. Wenn sich bei Ihnen von Zeit zu Zeit schlechte Schlafgewohnheiten einschleichen (z. B. sofortiges Einschlafen), sollten Sie Ihren Tagesablauf unter die Lupe nehmen – zum Beispiel zu welchen Zeiten Sie essen oder Sport treiben. Außerdem ist es hilfreich, regelmäßige Schlafenszeiten einzuhalten. Die Zeiten, an denen man von Montag bis Montag einschläft und aufwacht, sollten möglichst gleich sein.  Also auch am Wochenende.

Schlafmythos 4: Wer gut schläft, bewegt sich kaum.

Wer behauptet, „wie ein Stein“ zu schlafen, hängt  in der Regel einem Irrglauben an. Wir alle bewegen uns im Schlaf. Bloß bleibt das im Normalfall unbemerkt. In einer Nacht wechselt man 18 bis 30 Mal die Position.  Die meisten dieser Bewegungen sind natürlich und lassen uns nicht aufwachen.

Eine geeignete Schlafunterlage vorausgesetzt, fallen diese Bewegungen leicht. Der Schlaf wird nicht gestört.  Ein komfortables Bett entlastet den Körper an Druckpunkten und stützt ihn in allen Schlafstellungen genau richtig. Natürlich ist auch wichtig, dass im Bett genügend Platz ist, um sich ungehindert bewegen zu können.

Taryn Toomey

Taryn Toomey ist Wellness-Expertin und Gründerin von The Class – Aufnahmen von Jaimie Baird für Savoir

Schlafmythos 5: Während des Schlafs arbeitet das Gehirn nicht.

Was genau während des Schlafs passiert, war für die medizinische Forschung über viele Jahre nur begrenzt nachvollziehbar. Dank rapider Fortschritte konnte die These, dass das Gehirn während des Schlafs nicht aktiv ist, inzwischen widerlegt werden. Eher das Gegenteil ist der Fall: Nach dem Einschlafen ist das Gehirn hochaktiv. Die verschiedenen Schlafphasen unterscheiden sich durch klar definierte Gehirnaktivitäten. Wir wissen, dass während der nächtlichen Hirntätigkeit Erinnerungen oder am Tag Erlerntes aktiv wiederholt, kategorisiert und abgelegt werden.

Forschungsergebnisse belegen auch, dass die Anreicherung von Giftstoffen im Gehirn (während der Wachzeit beispielsweise durch Lernen, Entscheidungen oder neue Bekanntschaften verursacht) nachts zum Stillstand kommt. Im Schlaf werden diese Toxine verstärkt abgebaut. Wegen dieses Zusammenspiels aus schwächerer Produktion und stärkerem Abbau von Nebenprodukten ist der Schlaf für die Gehirngesundheit unerlässlich.

Schlafmythos 6: Wer sich an seine Träume erinnert, hat gut geschlafen.

An der Behauptung, dass manche Menschen nicht träumen und andere schon, ist nichts dran. Ganz im Gegenteil: Wir alle träumen, bloß können wir uns unterschiedlich gut daran erinnern. Die meisten Träume erlebt der Mensch in der kritischen REM-Schlafphase. In dieser Phase ist das Gehirn hochaktiv und mit der Verarbeitung der Erinnerungen des Tages beschäftigt. Es konsolidiert sie und überträgt sie für die weitere Speicherung. Das Traum-Erinnerungsvermögen lässt sich interessanterweise verbessern. Dazu müssen wir uns angewöhnen, unsere Träume aufzuschreiben oder mit unseren Nächsten darüber zu sprechen. Das Schwierige an diesem Forschungsgebiet ist die starke Abhängigkeit von Selbstberichten. Nicht zuletzt deshalb lässt sich diese irrige Meinung nur so schwer aus der Welt schaffen. Ungeachtet dessen ist das beste Zeichen für guten Schlaf das Gefühl des Ausgeruhtseins am Morgen – nicht ob man geträumt hat.

In unserer Partnerschaft mit Dr. Rebecca Robbins versuchen wir herauszufinden, wie sich der Schlaf auf Gesundheitsfaktoren wie das Immunsystem, Alterungsprozesse, die Leistungsfähigkeit und die Gehirnfunktion auswirkt. Passend zum Thema empfehlen wir einen weiteren zuletzt mit Dr. Robbins verfassten Artikel: Guter Schlaf als Schlüssel zum Wohlbefinden.

Weitere Informationen zu Dr. Rebecca Robbins.